Leinenpöbler – der hört den Click doch gar nicht
Aktualisiert am 06.01.2016„Wenn er tobt, hört er den Click doch gar nicht.“ Mit einem Beispiel verstehen HundehalterInnen, warum wir bei Leinenpöblern trotzdem in die Erregung reinclicken und was das bewirkt.

Ein leinenaggressiver Hund kommt ins Training. Die Halterin ist schon im Vorfeld gestresst, weil sie es sehr unangenehm findet, dass ihr Hund so ausrastet – sonst ist er doch eigentlich ganz lieb.
In die Erregung reinclicken
Jetzt erkläre ich der Hundeführerin, dass sie in die Erregung reinclicken soll und die resignierte Anwort lautet: „Der hört mich doch sowieso nicht und kann da überhaupt kein Futter nehmen“.
Kinder streiten…
Stellen wir uns mal folgende Situation vor: Kinder spielen miteinander und jetzt kommt ein fremdes Kind dazu. Es entsteht ein Streit und es kommt zu einer Prügelei. Die Stimmung ist hoch erregt, vielleicht heizen die drum herumstehenden Kinder sie durch ihr Schreien noch weiter an.
Jetzt kommt der Eiswagen mit seinem speziellen Geklingel um die Ecke gefahren. Zuerst wird er im Eifer des Gefechts gar nicht wahrgenommen, aber dann dringt er zu den KämperInnen durch: Eis!!!!
Sie lassen voneinander ab und rennen voller Vorfreude zum Eiswagen.
Der Click dringt durch
Beim Hund ist das nicht anders – irgendwann (meist passiert das recht schnell) dringt das „Geklingel“ zu ihm durch und kündigt etwas Tolles an!
Gutes Beispiel – danke! 🙂
leider habe ich das immer noch nicht ganz verstanden. vielleicht dringt der click ja durch, aber ich setze doch den click für das verstärken eines erwünschten verhaltens ein. leinenböbelei ist aber kein erwünschtes verhalten. wird es dadurch nicht schlimmer? ich steh auf dem schlauch…:-(

hab es jetzt schon öfter gehört, daß man das machen kann.will aber nicht in meinen kopf.
lg annett
Gutes Beispiel.
Schöner Artikel! Ich habe (oder hatte?!) auch einen Leinenpöbler. 🙂
Der Artikel und das Beispiel sind verständlich und richtig. Persönlich fehlt mir allerdings der nicht zu vernachlässigende Hinweis (gerade für wenig Erfahrene im Z&B-Training!), dass das Hineinclicken in die Erregung nicht die Regel darstellen sollte, sondern durchaus im Rahmen eines „Notmanagements“ (weil es gerade nicht anders möglich ist/war) als Situation mildernd zu verstehen ist. Auch das wichtige Alternativverhalten, welches ein Hund unbedingt noch zeigen können muss, um eine unerwünschte Verhaltenskette zu verhindern, sollte mE erwähnt werden. – dies meine ergänzenden Gedanken zum leicht verständlichen Beispiel (gefällt mir wirklich sehr! Danke dafür!)
Pippi Lotta, es ging mir hauptsächlich darum, zu erklären, dass der Hund den Click (irgendwann) wahrnimmt.
D.h. es soll keine Trainingsanleitung sein. Es kommen noch weitere Artikel zu diesem Thema.
Annett – Zu Deiner Frage kommt die Tage ein Artikel, der sich genau damit beschäftigt. Einfach noch ein bißchen Geduld 😀
Eine tolle Idee, aber ich verstehe ehrlich gesagt auch nicht, warum in so einer Situation gerade geclickert werden soll. Anhand des Clickers möchte ich ja erwünschtes Verhalten markieren und eine Belohnung ankündigen. Verknüpft der Hund das Clickern (und das Verhalten) dann nicht falsch?
Ich habe für solche Situationen – meine Hündin ist SEHR leinenaggressiv – das ‚Schau!‘-Kommando trainiert, bzw. wir trainieren es noch immer. Ebenso üben wir fleißig das Anzeigen von Fremdhunden, Menschen und Wild 🙂 klappt auch immer besser.
Bei Pino ist der Click (oder alternativ das Markerwort) ein positiver Verhaltensabbruch. Der Click kündigt etwas Gutes an, mein Hund orientiert sich um und ich habe die Chance ein Alternativverhalten abzufragen. Heute arbeiten wir ein bisschen anders, aber gerade ganz am Anfang habe ich auch „einfach nur“ in sein Bellen geclickt. Heute nutze ich in Notfallsituationen (z.B. freilaufende Hunde) den Geschirrgriff. Präventiv (damit er gar nicht erst pöbelt) arbeite ich über Zeigen und Benennen und das Brückensignal.
Okay, das klingt einleuchtend.
Was ist ein Brückensignal?
Ohwei, ich muss noch viel lernen!
Wir haben auch vor ca. 3 Monaten angefangen, den Rat meiner Tante zu befolgen – ich habe mit Amélie geübt, zwischen meinen Beinen ‚einzuparken‘ und dort auch Sitz oder Platz zu machen – und mich dann anzuschauen (mit dem ‚Schau‘-Kommando). Das hat uns in einigen brenzligen Situationen auch schon geholfen, ebenso sucht sie mittlerweile auch oft selbstständig Schutz in dieser ‚Stellung‘. Bei Hundekontakt (ohne Leine) sucht sie so Sicherheit. Darüber bin ich sehr froh…
Aber leider ist es eben meist, sobald die Leine dran ist, eine wahre Mutprobe, die Amélies Pöbelei zu überstehen.
Ich glaube mein Brückensignal ist eher ein „keep going“ bzw. eine Mischung aus Beidem (aber es funktioniert!) es sagt dem Hund „das was du tust ist richtig, mach bitte weiter!“
Hier hast du mal ein Beispiel:
Ich gebe dir mal ein Beispiel. Wir treffen auf einen angeleinten Hund – „Pino,wo ist der Hund?“ (Zeigen und Bennenen). Pino sieht den Hund, schaut ihn sich ruhig an -Marker & Belohnung. Ich bringe ihn je nach Situation ins Sitz vor mir (mit Blick zu mir!) oder gehe weiter- jetzt kommt mein Signal „Guddi Guddi Guddi“. Der fremde Hund kann an uns vorbei gehen und ich belohne Pino hochwertig! Sollte das Signal mal nicht ausreichen und ich die Situation falsch eingeschätzt haben (z.B. wenn jetzt der andere Hund plötzlich pöbelt) kann ich Pino immer noch durch die Ankündigung des Geschirrgriffs aus der Situation holen.
Mal eine doofe Frage – wenn du ihn ins Sitz bringst und er dich anschaut – ist Pino dann mit dem Rücken zum Fremdhund? Oder du? Da bin ich mir immer unsicher, was nun besser ist und vor allem dem Hund mehr Sicherheit gibt.
Du kündigst den Geschirrgriff auch an? Wie sieht das dann aus?
Immer mit dem Rücken zum Fremdhund! Das war ein ganz großer Fehler von mir am Anfang! Denn ansonsten haben die Hunde ordentlich Zeit sich ggf. anzustarren/fixieren und es baut sich Spannung auf. So habe ich den Hund viel besser bei mir und es wirkt deeskalierend auch auf dem Fremdhund.
Ich kündige den Geschirrgriff durch das Wort „Geschirr“ an. Ich habe den Griff aber auch entsprechend aufgebaut (als positiver Verhaltensabbruch) und fasse nicht einfach „nur“ ins Geschirr.
http://derkleinehundnemo.blogspot.de/2010/12/der-geschirrgriff.html
WENN er sich abwenden kann. Das ist nicht immer einfach.
Habe mal eine Frage nach dem Markern kommt doch eine Belohnung doch wenn der der Click nicht mal durchdringt kann ich ja keins Folgen lassen. Soll man dann einfach Clickern bis der Hund aufmerksam wird ?
Mmhhh, ich finde das „Hineinclickern“ in ein unerwünschtes Verhalten gefährlich. Wäre es nicht besser, kurz vorher zu clickern, also wenn MEIN Pöbelhund den anderen schon sehen muss, aber (noch) nicht reagiert? Möglichst also auch noch VOR dem Starren? Damit belohne ich das Neutral-Bleiben….. Habe selbst damit beste Erfahrungen gemacht!