Wenn der Hund Menschen anbellt
Aktualisiert am 02.07.2014- Die 5 Säulen von effizientem Hundetraining
- …wenn der Hund an der Leine zieht
- …wenn der Hund Menschen anspringt
- Wenn der Hund Menschen anbellt
Dein Hund hat Angst vor Menschen und bellt sie an? Das 5-Säulen-Training hilft weiter.
Die 5 Säulen bei „Menschen aus Angst verbellen“
- Auslöser und Verhalten identifizieren: wer wird wann wie wo angebellt?
- Bellen verhindern
- Bellen unterbrechen
- Ruhig bleiben üben und einsetzen
- Bedürfnisse des Hundes befriedigen
Auslöser und Verhalten identifizieren
Finde heraus, welche Menschen dein Hund besonders beängstigend findet. Sind es wirklich alle Menschen? Oder nur Männer? Oder nur Kinder? Menschen in „komischer“ Kleidung, wie flatternden Mänteln oder mit Hüten oder Regenschirmen? Nur wenn sie sich auf eine bestimmte Art bewegen? Nur draußen? Nur in der Wohnung? In welchem Abstand fängt dein Hund an zu bellen? Was macht dein Hund, bevor er anfängt zu bellen? In der folgenden Fotogalerie siehst du eine Hündin, die einen Menschen im Nachbargarten entdeckt. An ihrer Körpersprache kannst du schon vorher erkennen, dass sie diesen Menschen gleich anbellen wird. [scrollGallery id=102]
Bellen verhindern
Je besser du die „Frühwarnsignale“ erkennst und weißt, welche Menschen deinen Hund besonders beängstigen, desto besser kannst du das Bellen verhindern. Du kannst ihn rechtzeitig freundlich mit seinem Namen oder einem Umorientierungssignal ansprechen und/oder weit genug ausweichen, damit er sich nicht erschreckt oder Angst bekommt. So kannst du noch das gewünschte Verhalten („ruhig bleiben“) belohnen. Auch Alternativverhalten, die der Hund toll findet, können ihn eventuell vom Bellen ablenken. Oft klappt auch ein Ablenkungsmanöver mit Leckerchen.
Bellen unterbrechen
Bellen zu unterbrechen ist schwierig, wenn die Angst sehr groß ist und die „Gegenmittel“, wie Alternativ-Verhalten, positives Unterbrechungssignal oder konditioniertes Entspannungssignal noch kein richtiges Gewicht haben. Wenn du schon ein Markersignal mit tollen Belohnungen verknüpft hast, kannst du in eine Bellpause reinclicken. Auch wenn der Hund in der Situation keine Leckerchen nehmen kann, nicht spielen mag und sich auch nicht streicheln lässt, habt ihr immer noch eine sehr hochwertige Belohnung: Distanz zum angstauslösenden Menschen vergrößern! Denn das ist genau das, was er durch das Bellen erreichen will. Ja, damit hast Du vielleicht das „Bellen“ belohnt. Allerdings ist das für das weitere Training sehr viel besser, als den Hund in der Situation zu lassen und darauf zu warten, dass er von alleine aufhört zu bellen. Erstens klappt das selten, weil ja der andere Mensch weiter geht um sich nicht weiter „bebellen“ zu lassen. Zweitens wird dadurch seine Angst vor Menschen größer und der Hund sieht keine andere Möglichkeit als womöglich zu schnappen oder zu beißen.
„Ruhig bleiben“ üben und einsetzen
Meine Lieblingsmethode ist das „Zeigen und Benennen“ (Z&B). Such‘ dir am besten einen Trainer, der dich „live“ anleiten und geeignete Trainingssituationen stellen kann. Die Ziele von Z&B sind:
- Verknüpfung von Angstauslöser mit tollen Belohnungen (Gegenkonditionierung)
- Verminderung der Angst vor anderen Menschen (Desensibilisierung)
- Erlernen von Alternativverhalten (Bewältigungsstrategien)
Es hilft deinem Hund, wenn sich der Mensch ihm nicht frontal nähert. Deshalb sollten deine menschlichen Trainingspartner zunächst
- in größerem Abstand stehen bleiben
- Langsamer gehen
- im Bogen annähern
- seitwärts pendeln
Da sich „reale“Fußgänger normalerweise nicht so bewegen, kannst du stattdessen
- seitlich ausweichen
- stehen bleiben und/oder die Richtung wechseln
- einen Bogen gehen
- seitwärts pendeln (Schlangenlinien laufen)
- dein Hund wechselt auf deine andere Seite
immer auch in Kombination mit Z&B. Diese Hilfen baust du schrittweise ab, wobei du immer nur einen einzelnen Punkt veränderst: entweder dichter heran gehen oder schneller gehen oder einen kleineren Bogen laufen oder nicht auf die angewandte Seite wechseln oder weniger für „Menschen ansehen“ clickern.
Bedürfnisse befriedigen
Dein Hund hat Angst und möchte, dass die fremden Menschen weiter weggehen bzw. nicht näher kommen sollen. Vielleicht würde er sogar selber weggehen, wenn er nicht angeleint wäre. Vielleicht hat er aber auch schon gelernt, dass Ausweichen nichts bringt, Verbellen aber sehr gut funktioniert (irgendwann gehen die Menschen ja immer weg). „Bellen ignorieren“ ist eine ganz schlechte Idee, denn dann fühlt sich dein Hund nur mit seiner Angst alleine gelassen. Sein Verhalten wird heftiger oder beginnt schon, wenn der Mensch noch weit entfernt ist. Zeig ihm, dass er sich auf dich verlassen kann, dass er bei dir sicher ist und dass du weißt, was zu tun ist. Frage ein Alternativverhalten ab, das der Hund schon kann und geh‘ dann weiter von dem Menschen weg. Wenn der Hund noch kein Alternativverhalten zeigen kann, dann schaffe ohne „Gegenleistung“ die nötige Distanz! Durch durchdachtes Training wird die Angst deines Hundes geringer, er lernt alternative Bewältigungsstrategien und muss so seltener auf die „Vertreiben“-Strategie zurückgreifen.
Sehr schön und anschaulich geschrieben. Und ja, es klappt! 🙂
Zeigen und Bennenen habe ich auch bei meiner Hündin angewendet…habe von der Möglichkeit über Euch erfahren ..danke 🙂 Fahrräder, Jogger, alte Männer…es ist viel besser geworden…die Hündin ist aber unberechenbar, wenn sie nicht beschäftigt wird während des Spaziergangs…sie belohnt sich dann selbst indem sie Menschen angeht…aber mit Beschäftigung und Situation erkennen klappt es schon sehr gut
Sehr gut beschrieben. Ich finde das Z & B genial
Schön geschrieben Martina! 🙂
Und selbst wenn man das Bellen nicht verhindern und direkt unterbrochen werden kann…
ist der Hund bereits geübt in Z&B kann man damit direkt verhindern und/oder unterbrechen, ohne falsche Verknüpfung. Ich nutze Z&B seit einem Jahr auch gezielt um Situationen, wie reinrennende Tutnixe oder Verbellen zu retten. Be letzterem funktioniert das so gut, das Verbellen aus Angst nicht mehr vorkommt (Anschlagen durchs Schutzverhalten ist was anderes) und gleich adäquate Ersatzverhalten beigebracht werden. Auch mit freiem Formen im Alltag kombiniert, da hat mich Akuma so manches Mal überrascht, was er mir in solchen Situationen alles angeboten hat.
Kathi Maria, hast du die Möglichkeit, mal einen Trainer draufgucken zu lassen? Vermutlich ist da irgendwo ein kleines Würmchen drin oder es ist noch nicht richtig gefestigt.
Huch, ungewolltes „ENTER“ 😀
Zeigen und Benennen besteht ja aus ganz vielen kleinen Puzzelteilchen und Details. Und manchmal steckt da der Teufel drin 😉 Deshalb ist es unmöglich zu sagen, wo es hakt, wenn man es nicht sieht.
Ein häufiger Fehler ist, das Signal zu früh einzuführen. Oder nicht genügend auf die Entspannung in der Situation zu achten, oder das Alternativverhalten zu vergessen, oder zu dicht ran zu gehen, oder die Belohnungsfrequenz (wie oft wird geclickt und belohnt) ist zu niedrig, oder, oder oder…
Bei mir war es zum Anfang, dass ich die Belohnung zu schnell gegeben hatte und Emmy dann nach abgeholt Belohnung erst recht hin ist. Mir hatte da ziemlich das Timing gefehlt.
Psssst: Leine *flüster* 😀
Ja die geliebte Leine. Schwierig zu erklären. Tanja Marion hat es miterlebt bei Emmy. Sie kann ohne Leine oft besser als mit, da sie dann schnell in Stress gerät. Ohne Leine kann sie selbst Auswege suchen und bleibt aber ansprechbar. Ist wirklich schwierig zu erklären. Das beste Beispiel war, als wir durch die verkehrsberuhigte Zone liefen. Ich machte Emmy letztendlich ab und sie war nicht mehr gestresst.
Die Leine kostet also pausenlos Löffel… 😀
okay, Alternative: LÄNGER belohnen 😉
Ah, ok. probiere ich mal aus. 😉 Ich denke mal, es hängt mit ihrer Vergangenheit zusammen. Sie kannte ja nur 5 Minuten Hinterhof an der Leine. Die Leine per se, ist ja für sie ein tolles Zeichen, das es raus geht. Aber sobald sie angeleint ist, bekommt sie Stress und steht regelrecht unter Strom. Löffel oder Apfelstückchen. 😉 Ich fand die Erklärung von Tanja Marion , mit dem Apfel auch sehr anschaulich.
Ah, der Apfel stieß aber sonst nicht auf Gegenliebe, weil dies ja bedeutet, der Hund kann nicht pausenlos drangsaliert werden. Yomas Apfel ist aber riesig und er verbraucht nur ganz kleine Stückchen.
Tanja, gibt es einen Apfel-Artikel von dir? Postest du bitte den link?
Nein, das war in einem Forum, als ich noch Schreibzugriff darauf hatte 😉
Da ging es insgesamt um Impulskontrolle und warum ich gewisse Regeln „wie Sitz vor dem Futternapf“ nicht nutze bzw. abbaue (beim futteraggressiven Hund brauche ich das Warten natürlich zunächst schon), wenn es unnötig geworden ist. Ich glaube, damals sind wir auf das Thema gekommen, weil ich meinte, dass man Hausregeln für den Hund je nach Trainingsstand auch ändern oder ausschleichen kann, damit man die IK nicht dafür verbrauchen muss.
–> Gegenargumente waren dann, dass es bei ihren Hunden nicht so sei, also das an der Leine laufen verbrauchen keine Impulskontrolle, etc.
Ich glaube, dass der Energie-Begriff in dem Löffel-Artikel weiter gefasst ist als Impulskontrolle.
Für viele wirkt es so, als ob Impulskontrolle einfach nur geübt werden müsste (-> alles ist machbar). Aber das ist eben nur ein Aspekt.
Es leuchtet oft nicht ein, warum Geschirr anziehen oder an der Leine laufen Impulskontrolle fordert. Aber das da bei manchen Hunden ein Teil der Tagesenergie, d.h. ein bis mehrere Löffel verbraucht werden, ist leichter nachvollziehbar.
Deshalb hat mir dieses Bild auch so gut gefallen.
Ist auch ein super Vergleich und wunderbar erklärt.
(Genau das ist das Problem, auch dass manche Hunde draußen vielgestresst sind, trägt dazu bei, dass ein einfaches Sitz vielleicht nicht mehr ausführbar ist. Aber der muss halt hören…)
Es haben ja auch nicht alle Hunde die gleichen Löffel. Manchen macht an lockerer Leine gehen vielleicht sehr viel Spaß, sie haben es von Anfang an gerne gemacht, es hat sich immer gelohnt, sie haben sowieso einen sehr kleinen Radius um ihren Menschen, dann verbraucht das halt auch keine Löffel.
Crispel verbraucht keine Löffel beim warten auf „ich mach sein Essen fertig“ – da habe ich nie dran gearbeitet – kein Warten am Napf, erst sitzen oder irgendwas, Napf hinstellen, „nimms Dir“ fertig.
Gandhi ist dabei anfangs schier aus der Haut gefahren. Da sind gleich ganze Besteckkästen durchgerauscht. Jetzt braucht er möglicherweise noch ein winziges Mokkalöffelchen- aber er muss auch nicht Sitzen oder irgendwas anderes machen, auch der kriegt seienn Napf/Kong/Sumo, etc und fertig. Nach den üblichen Vorstellungen müsste der inzwischen unerträglich sein, das Gegenteil ist der Fall. Seltsam 😀
Martina ..ich habe Dir eine PN geschrieben 🙂
Yoma hat, wie gesagt einen riesigen Apfel und verbraucht auch nur kleine Stückchen…oder eben einen riesigen Besteckkasten und verbraucht nur wenig Löffel.
Da musste ich mir nie Gedanken machen, ob ein Warten vor dem Esen sich auf den Tag auswirkt oder nicht.
Bei Akuma sieht das GANZ anders aus. Da war die Regel „Warten vor dem Essen“ aber wichtig (nicht um mich toll zu fühlen, sondern weil es nicht möglich war, gefahrlos den Napf hinzustellen. Es ist auch weniger ein Warten gewesen als ein Distanz zwischen mir und Hundezähne zum Abstellen.). Heutzutage werde ich den TEUFEL tun, ihn da warten zu lassen, weil ichs nicht mehr brauche, ich darf da ja nun gefahrlos dran, vorbei, es hinstellen, etc.
Da verbrauche ich seine Löffel nicht für sowas (dabei war das so gut und toll geübt für ihn, dass er sich noch heute automatisch hinsetzt und mich auch anguckt.)