Das Runde muss ins Eckige – die Quadratur des Lernens
Aktualisiert am 02.07.2014- Das Runde muss ins Eckige – die Quadratur des Lernens
- Alles positiv
- Negative Bestrafung
- Upps, versehentlich bestraft
- Negative Verstärkung
- Lernen mit Gefühl
- Alle Dinge hängen zusammen
- Strafen bestrafen mehr Verhalten als gedacht
Wer soll das noch verstehen? Viele Trainer – noch mehr Bedeutungen: positiv, negativ, Verstärkung, Bestrafung… Alles klar? Doch Vorsicht: sehr schnell tappt man in die Schwarz-Weiß-Denken-Falle!
Positiv und Negativ
Positiv und negativ sind einige der Lieblingsbegriffe von Hundetrainern verwendet. Leider werden sie nicht eindeutig verwendet. Im Satz „Wir arbeiten rein positiv“ bedeutet „positiv“ etwas ganz anderes als im Satz: „Das ist eine positive Strafe“. Im ersten Satz ist „Wir arbeiten nur mit hundefreundlichen Methoden“ gemeint. Im zweiten, dass eine Konsequenz hinzugefügt wird, damit das gezeigte unerwünschte Verhalten in Zukunft seltener auftritt. Hier bedeutet positiv also „hinzufügen“.
Verstärkung und Bestrafung
Das könnte eigentlich so einfach sein, schließlich geht’s bei Verstärkung und Bestrafung nur darum, ob das Verhalten zukünftig häufiger oder seltener gezeigt wird. Aber auch hier läuft einiges durcheinander. Viele „positiv“ arbeitetende Trainer verwenden die Begriffsdefinition aus der Lerntheorie: eine Verstärkung macht das Auftreten eines Verhaltens in der Zukunft wahrscheinlicher, verstärktes Verhalten tritt häufiger auf. Eine Bestrafung führt dazu, dass ein Verhalten in Zukunft seltener gezeigt wird. Andere Trainer verwenden andere Definitionen. Nach diesen Definitionen führen positive Verstärkungen dazu, dass Verhalten öfter auftritt. Negative Verstärkungen sorgen dafür, dass der Hund das Verhalten seltener zeigt. Und dann gibt es noch Trainer, die es vermeiden, den Begriff „Bestrafung“ zu verwenden. Aber nicht, weil sie im Hundetraining darauf verzichten. Sie nennen es nur anders, z.B. Korrektur oder Zurechtweisung. Aber es hat die gleiche Funktion: ein Verhalten des Hundes soll abgebrochen werden und zukünftig möglichst nicht mehr auftreten.
Gute Quadranten und Böse Quadranten?
Und dann gibt’s da noch das Phänomen der guten und bösen Quadranten der Lerntheorie. Die Quadranten der Lerntheorie definieren die möglichen Konsequenzen, die ein Verhalten haben kann. Die Bezeichnungen setzen sich aus den bereits erwähnten Wortpaaren positiv (etwas hinzufügen)/negativ (etwas wegnehmen) und Verstärkung/Bestrafung zusammen. Die meisten „positiv“ arbeitenden Trainer sind sich darin einig, dass vorzugsweise mit positiver Verstärkung gearbeitet werden, und dass auf positive Bestrafung weitgehend verzichtet werden sollte. Wenn Strafe eingesetzt werden soll, dann am besten die negative Bestrafung, bei der dem Hund etwas weggenommen oder vorenthalten wird, z.b. Aaufmerksamkeit oder das erwartete Leckerchen. Um den Einsatz von negativer Verstärkung wird unter manchen Trainern erbittert gestritten.
Aus der Theorie in die Praxis
Doch was bedeutet diese ganze Theorie nun für das alltägliche Training? In den nächsten Folgen der Artikelserie mache ich die Begriffe der Lerntheorie anhand praktischer Beispiele greifbarer Um zu beurteilen, ob ein Trainingsaufbau gut oder schlecht ist, muss man mehr als den eingesetzten Lernquadranten berücksichtigen.
Martina Schoppe, isch liebe disch!!!
huch….
😀
☺️
Super, echt! Bin schon gespannt auf die weiteren Artikel. Habe mir auch vor kurzem erst wieder gedacht wie verwirrend das für die Leute ist, wenn manche sagen/schreiben „positives Hundetraining“, wo ich doch versuche zu erklären, das „positiv“ mathematisch gesehen ein Plus ist. Und da soll sich dann noch wer auskennen! Ich versuche das Wort „positiv“ im Sinne von etwas Angenehmen zu vermeiden.
und immer wenn man denkt, jetzt hat mans, kommt irgend ein Autor und verwendet statt „Bestrafung“ „negative Verstärkung“…. was soll sowas?
Liegt vielleicht daran, das es sich a) besser anhört und sie es b) nicht besser wissen? 😉
In irgendeiner Sparte der Psychologie (ich weiß nimmer welche) gibts diese Definition ja tatsächlich. Aber Im Hundetraining ist sich jal diese Lernquadranten-Definition Standart – ich fände es schön, wenn sich da alle dran halten könnten, und zwar nicht, weil ich die so großartig finde, sondern weil es die Hundehalter verwirrt. Und wer verwirrt ist, schaltet weg…
Dabei ist ja Bestrafung keine negative Verstärkung. .)
🙂
Viviane Theby nutzt diese Definition in ihrem Buch „Verstärker verstehen“. Sie schreibt, die Definition kommt aus der Physiologie:
„So spricht man in der Wissenschaft, die mehr und mehr von Ergebnissen über die Hirnforschung beeinflusst wird, von Verstärkern. Und Verstärker sind sehr genau definiert:
So ist ein positiver Verstärker etwas, was dazu führt, dass ein zuvor gezeigtes Verhalten wahrscheinlich häufiger auftritt. Während ein negativer Verstärker bewirkt, dass ein Verhalten wahrscheinlich weniger wird. Landläufig spricht man da auch von Strafe.
Achtung:
In der Psychologie gibt es eine andere Definition. Da werden Konsequenzen Verstärker genannt, die es wahrscheinlich machen, dass ein Verhalten häufiger auftritt. Die werden dann noch in positive und negative Verstärker unterteilt. Auf der anderen Seite gibt es die Strafe, die bewirkt, dass ein Verhalten weniger auftritt und auch die wird in positive und negative Strafe unterteilt. Lassen Sie sich dadurch bitte nicht verwirren. Wichtig ist, dass Sie wissen, wie die Wörter definiert sind.“
Davon lassen sich sicher viele irritieren…
Tja, so ist das. Das Quadrat der Konsequenzen finde ich da logischer.
Ist aber wie bei den Steugerungen im Training auch. Positiv, Markertraining, noch besseres Training. Sobald man sich abgrenzen will, fängt die Verwirrung an.
du meinst, alle Hundeschulen sollten künftig einfach unter „Hundeschule“ firmieren und alle Hundeblogs unter „Hundeblog“?
Wie jetzt? Um was ging der Beitrag genau?
Genau! Worum ging der Artikel? Jedenfalls nicht um Abgrenzung zwischen positiv, Markertraining und Noch besser…
Ich bemerke: Analogien erkennen ist jetzt nicht die große Stärke. 🙂