Fehlerwort? Nein Danke!
Aktualisiert am 27.08.2014Im Clickertraining wird häufig mit einem Fehlerwort wie „Falsch“, „Nein“, oder „Schade“ gearbeitet. Es ist aber besser, Übungen so aufzubauen, dass der Hund erst gar keine Fehler macht.

Wozu ein Fehlerwort?
Ein Fehlerwort (NRM = No Reward Marker) wird eingesetzt, um dem Hund mitzuteilen, dass das Verhalten, was er zeigt, nicht zum Ziel, d.h. zur Belohnung, führt.
Es handelt sich also um eine konditionierte Strafe (sekundäre Strafe), die ankündigt, dass keine Verstärkung/ Belohnung folgt.
Die Hundehalterin will damit erreichen, dass das „falsche“ Verhalten in Zukunft seltener auftritt.
Nachteile des Fehlerworts
Das Fehlerwort kann für den Hund sehr verwirrend sein und damit
- Stress und Verwirrung verursachen
- nicht nur unerwünschtes, sondern auch erwünschtes Verhalten unterdrücken
- negative Gefühle zur Trainingssituation und/ oder zur Hundehalterin auslösen
Der Hund versteht die Welt nicht mehr
Die Grundposition wird erarbeitet. Anfangs wird jedes Verhalten geclickt, bei dem sich der Hund in einem bestimmten Radius hinsetzt. Jetzt wird die Anforderung erhöht: der Hund soll sich auf Kniehöhe setzen.
Nimmt er beim Sitzen die falsche Position ein, ertönt das Fehlerwort – keine Belohnung! – und die Übung wird neu angesetzt.

Der Hund versteht die Welt nicht mehr: auf einmal wird Verhalten, das vorher belohnt wurde, gestraft.
Vielleicht bietet er jetzt das Verhalten nur noch zögerlich an, weil er eine erneute Strafe verhindern will. D.h. nicht nur das unerwünschte Verhalten wird gehemmt, sondern durch das Fehlerwort wird eben oft auch erwünschtes Verhalten nur noch zaghaft gezeigt.
Last but not least kann es passieren, dass der Hund die Situation und die Hundehalterin negativ verknüpft und meidet. D.h. der Spaß am Lernen, das Vertrauen zum Menschen kann nachhaltig gestört werden.
Verknüpfung
Woher soll der Hund wissen, dass nicht das Sitzen gestraft wird, sondern die Position?
Der Hund setzt sich und die Hundehalterin sagt „Schade“. Die die sekundäre Strafe folgt also auf das (eigentlich richtige) Verhalten Sitz. Damit wird das Sitz mit der sekundären Strafe verknüpft.
Beim nächsten Mal erinnert der Hund eventuell den „Fehler“ und das damit verbundene unangenehme Gefühl – und kommt in einen Konflikt…
Ursachenforschung
Ein „Schade!“ ist sehr schnell gesagt und verhindert oft, dass nach den Ursachen des „falschen“ Verhaltens geschaut wird. Vielleicht ist der Hund mit der Situation überfordert (übererregt, er hat Angst) oder eventuell gibt es körperliche Probleme?
Unerwünschte Nebenwirkung bei der Hundehalterin
Das Fehlerwort wirkt bei der Hundehalterin häufig positiv verstärkend und wird damit oft unbewusst immer häufiger verwendet.
Der Nebeneffekt ist auch hier wieder: der Hund wird eher getadelt als dass der Trainingsaufbau neu überdacht und so gestaltet wird, dass der Hund keine Fehler machen kann.

Leckerchen beeinflussen Verhalten
Ich arbeite oft mit Leckerchen unterschiedlicher Qualität.
- Der Hund setzt sich, aber die Position stimmt nicht: ich gebe ein Leckerchen, das nicht so hochwertig ist.
- Der Hund setzt sich näher ans Knie: ich gebe ein hochwertiges Leckerchen.
Der Hund versucht jetzt, herauszubekommen, wie er an das hochwertige Leckerchen kommt, hat aber keinen Frust, wenn er es noch nicht richtig trifft.
Wenn ich die Kriterien im nächsten Schritt erhöhe, gibt es für die Ausführung, die bisher das hochwertige Leckerchen gegeben hat, nur noch das normale Leckerchen und die hochwertigen Leckerchen gibt es für die noch bessere Ausführung.
Wegweisendes Lernen
Wenn die Hundehalterin so arbeitet, dass der Hund erst gar keine Fehler macht, wird logischerweise kein Fehlerwort benötigt und alle damit verbundenen Probleme werden vermieden.
Statt also das Sitz in der falschen Position durch das Fehlerwort zu strafen, sollte besser das Sitz belohnt werden, das sich der richtigen Position annähert.
Wegweisendes Lernen für glückliche Hunde!
Ich habe eins, aber das wird sehr selten benutzt, sozusagen, wenn andere Mittel komplett versagen. Auch kann man, den richtigen Hund, mit der richtigen Sensibilität durchaus damit motivieren.
Das ein fehlerfreier Aufbau besser ist, steht aber außer Frage.
Sehe ich auch so, es kommt sicher auf den Hund und auf die Situation an. Und auf die Trainerin. Sie muss schon sehr gut sein, damit das Timing vom Fehlerwort passt. Und wenn sie sehr gut ist, kann sie die Übung auch so aufbauen, dass der Hund keine Fehler macht 😉
Ich nutze das Fehlerwort manchmal im Alltag, aber nicht (mehr), wenn ein neues Verhalten gelernt wird.
Sehe ich auch so, es kommt sicher auf den Hund und auf die Situation an. Und auf die Trainerin. Sie muss schon sehr gut sein, damit das Timing vom Fehlerwort passt. Und wenn sie sehr gut ist, kann sie die Übung auch so aufbauen, dass der Hund keine Fehler macht 😉
Ich nutze das Fehlerwort manchmal im Alltag, aber nicht (mehr), wenn ein neues Verhalten gelernt wird.
Da nutze ich es gar nicht. 😉 (Wäre gar nicht auf die Idee gekommen)
Da nutze ich es gar nicht. 😉 (Wäre gar nicht auf die Idee gekommen)
Hab ich fürs Biken, am Rad gibts bei uns nur verbales Feedback 🙂
Hab ich fürs Biken, am Rad gibts bei uns nur verbales Feedback 🙂
Und was ist zum Beispiel beim Vokabeltraining? Wenn der Hund also verschiedene Verhaltensweisen schon auf WortSignal kann und ich sie in einer Einheit abfrage: wird da auch kein Fehlerwort genutzt?
🙂
beim Vokabeltraining gibts bei mir einfach keinen Click/Marker, wenn das falsche Verhalten gezeigt wird.
Ich beobachte, dass das Fehlerwort in den allermeisten Fällen dann zum Einsatz kommt, wenn der Hund noch gar nicht in der Lage ist, das Verhalten immer und überall zuverlässig auf Signal auszuführen. Fazit: Die Lernschritte sind zu gross, die Trainingskriterien werden zu wenig beachtet, das Timing beim Bestätigen ist zu langsam. Das stete Ankünden „Sorry keine Belohnung verdient“ ist nicht nur frustrierend, es wirkt frustrierend. Weil ein Fehlerwort mit Frustration aufgebaut wird. Das verhindert das schnelle, freudige Lernen ungemein. Fortwährende Frustration ist keine Basis, eine starke Kooperation und Freundschaft zu bilden.
komisch das ich ausgerechnet dieses ,,Schade“ fast als erstens bei meiner Clickertrainerin gelernt habe !??
Ja, das habe ich vor 15 Jahren auch mit als erstes gelernt, leider. Damals habe ich den Hund aber auch stark über Versuch und Irrtum lernen lassen.
Bei der Leinenführigkeit war z.B. „Be a tree“ das Mittel der Wahl. Die Idee, den Hund erst gar nicht in die Leine springen zu lassen, kam gar nicht auf usw.
hm, gar nicht so einfach das ganze o.O
Schön, dass wir immer dazu lernen.
Ein No-Reward-Marker hilft dem Hund beim Lernvorgang enorm! Mit einer konditionierten „Strafe“ hat das nichts zu tun.
Die Aussage „dann versteht der Hund die Welt nicht mehr“ kann ich überhaupt nicht bestätigen. Das Gegenteil ist richtig… der Hund braucht auch solche Informationen um zu lernen.