Grenzen setzen – Plädoyer fürs „Nein!“-Sagen
Aktualisiert am 06.02.2016- Reaktiver Hund – na und?! Sinnvolle Signale für einen entspannteren Alltag
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- Grenzen setzen – Plädoyer fürs „Nein!“-Sagen
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Lernen Sie, „Nein!“ zu sagen – und zwar nicht zum Hund!
Gewaltfreies Training?
Vor etwa eineinhalb Jahren hatten wir eine Trainerin ausgesucht, die uns bei unseren „Problemen“ mit Titus helfen sollte. Sie kam, sah und… – bedrängte und klappste unseren Hund. Richtig gelesen!
Wir schienen eigentlich auf einer Wellenlänge zu sein. Ich hatte ihr am Telefon erzählt, dass mir der gewaltfreie Umgang mit meinem Hund wichtig ist.
Und doch brachte sie ihn dazu, einen Fehler zu machen und verpasste ihm zur Strafe einen heftigen Klapps auf die Nase.
Ich war wie gelähmt und konnte nichts sagen, geschweige denn, sie rausschmeißen.
Teure Lektion
Nachdem sie gegangen war (und wir ihr diese Stunde teuer bezahlt hatten), hatte ich einen dicken Kloß im Hals. Ich sprach mit meinem Partner und einer sehr guten Freundin über das Erlebte und rief die Trainerin an, um ihr zu sagen, dass wir auf eine weitere Zusammenarbeit mit ihr verzichten würden.
Mir fehlten damals die Erfahrung und das Selbstbewusstsein, die Trainerin sofort in der Situation zu stoppen. Titus hätte diese Erfahrung nicht machen müssen, hätte ich „Nein!“ gesagt.

Vertrauensverlust
Ich fühlte mich schuldig und merkte, dass nicht nur ich, sondern auch mein Hund das Vertrauen in sogenannte „Trainer“ verloren hatten.
Nein! sagen lernen
Wir müssen immer wieder Nein sagen: wenn ein Fremder ungefragt unseren Hund streicheln will oder ein Tutnix nur mal „Hallo“ sagen will.
Wenn Sie in diesen Situationen nichts sagen und Ihr (reaktiver) Hund sich unwohl fühlt, wirft Sie das wahrscheinlich im Training zurück. Aber was viel schlimmer ist: das Vertrauen zwischen Ihnen und Ihrem Hund leidet darunter.
Warum es so schwer ist, „Nein“ zu sagen
Wir möchten von Anderen gemocht werden.
Niemand möchte als zickig, unfreundlich oder gar verrückt abgestempelt werden – und darum lassen wir uns hin und wieder Dinge gefallen, bei denen uns unwohl ist, denn das gehört ja schließlich zum guten Ton.
Zum Wohl des Hundes entscheiden
Ihr Hund braucht keine einschüchternden, beunruhigenden Erfahrungen. Er braucht einen Menschen, der ihm dabei hilft, vormals bedrohliche Dinge wieder positiv zu assoziieren.
Sie sollten also in Trainingssituationen Ihrem Bauchgefühl vertrauen. Sagen Sie laut und deutlich „Nein!“, wenn Sie an der Körpersprache und dem Ausdruck Ihres Hundes erkennen, dass er sich unwohl fühlt.
Setzen Sie sogenannten Trainern klare Grenzen.
Stellen Sie die Bedürfnisse Ihres Hundes klar vor Ihr Bedürfnis, nicht negativ aufzufallen. Bleiben Sie höflich, aber unnachgiebig, wenn Sie „Nein!“ sagen.
Wie sagt man zu unhöflich angerannten dertutnixen nein? Die Weisheit fehlt mir noch 🙁
Der Artikel spricht mir aus der Seele, allerdings hat meine Trainerin mich darauf gebracht, auch mal „nein“ sagen zu dürfen, wenn auch es immer noch manchmal schwer ist. Glücklicherweise habe ich gleich die richtige Trainerin für uns gefunden.
Gut geschrieben! In unserer Hundeschule habe ich genau dieses Neinsagen zu anderen Hundehaltern/ Passanten/ Familie erst gelernt- und damit ungeheuer viel zusätzliches Vertrauen meines Hundes gewonnen! Anfangs war es schwer, weil man oft das Gefühl hatte, zu nerven und sich rechtfertigen zu müssen, aber es hat die eigene Haltung – und zwar betreffend Geist und Körper – verändert. Sozusagen innere Stärke verliehen (von der ich vorher gar nicht wusste, dass sie mir fehlte) 🙂 . Erst im Nachhinein habe ich erkannt, dass die zunächst vermeintliche Konfrontation mit den Mitmenschen das Leben nicht erschwert, sondern langfristig zu einem anderen Bewußtsein und einer wohligen Gelassenheit bei Mensch und Tier führt!
dazu kommt glaube ich dieses Gefühl der Hundehalter deren Hund ein Problem hat(und wer hat das nicht 😉 ), das er ja nicht perfekt ist und deshalb nicht aufmucken darf.
Ich hab Donnerstag einen 5 Monate alten Old English Bulldog kennen gelernt. Der war vorher bei einem Trainer, der den direkt mal gehauen und aufgehängt hat, weil der ja ignorant ist…
Was bin ich froh um jeden Halter, der sich denkt, dass das so nicht das richtige sein kann.
Ich war bisher auf dem Holzweg und lasse mich derzeit sachte aus meinem Irrweg locken. Regine macht das wirklich zauberhaft.


Meine eigene Impulskontrolle ist mein schwierigster Gegner in der Zeit des Umbruchs-aber ich arbeite an mir. Still und Leise.
Derweil besuche ich eine wirklich tolle Hundeschule und lerne jeden Samstag wie dumm und teilweise auch gemein ich bisher war.
Es ist nicht leicht…aber es geht…warum nicht neugierig werden-wie die „Wattebäuchschen-Fraktion“ vorgeht, man eben sieht das es sehr wohl auch netter geht und man so, sogar noch schneller und nachhaltiger ans Ziel kommt ?!
Ich bin bereit…
Respekt für Dich und Deine selbstkritische Haltung – das wünsche ich mir für viele Hunde und deren Mensch (y)
Umgekehrt ist es genauso wichtig Nein zum Kunden zu sagen, dass das was er gerade mit seinem Hund tut absoluter Mist ist.
Hallo Bettina, zum Wohl des Hundes bin ich damit vorsichtig wie mit rohen eiern 😉
Ich bin keine Wattebäuschchen-Fraktion!!! 😉
Ansonsten: Vielen Dank!
Das ist ein wunderbarer und sehr empfehlenswerter Artikel. Am besten hat mir die ehrliche und eigentlich tragische Aussage gefallen: wir möchten von Anderen gemocht werden.
Tragisch deshalb, weil so oft unsere Hunde darunter leiden müssen, wenn wir sie aus diesem Grund allein lassen und anderen keine Grenzen setzen.
Ich hoffe, daß viele den Artikel lesen und beherzigen.
Vielen Dank dafür.
Ute Rott
Ich möchte mich ganz herzlich für das überwältigende positive Feedback zu meinem Artikel bedanken!
Es ist mir sehr schwer gefallen, diesen Artikel zu schreiben, da es sich um ein für mich sehr emotionales Thema handelt und ich „die Hosen runterlassen“ musste.
Umso mehr freue ich mich, dass so viele Menschen offenbar nachvollziehen können, wie man sich in einer solchen Situation fühlt und sich dafür stark machen, zum Wohl des Hundes „Nein!“ zu sagen.
Ich möchte diesen Kommentar aber auch noch dazu nutzen, ein großes DANKESCHÖN an drei Damen loszuwerden, die uns auf unserem Weg begleitet haben:
– Regine, die uns das Vertrauen in gute Trainer wieder zurück schenkte und die mir in jeder Stunde neue kreative Anregungen an die Hand gibt, wie positives Hundetraining aussehen kann.
– Martina, die „Titus den Schrecklichen“ 😉 betreute und ihm Kommunikation mit anderen souveränen Hunden ermöglichte, ohne dass er dabei Stress oder Angst ausgesetzt war.
– Angelika, die Wörtermeuchlerin, die diesen Artikel (und all meine anderen) gekonnt redigiert hat – besonders bei diesem Artikel musste sie ganze Arbeit leisten! 😉
Hach – ich bin gerührt *lach*
Hallo,
danke für den Artikel. Aber warum nennt man die Ursache nicht beim Namen? Da tun sich einige Parallelen zu einer ebenfalls mit „Klaps“ arbeitenden und „teuren“ Trainerin auf.
Mfg – JM
Wer ist denn „Titus der Schreckliche“? Ich kenne nur „Titus, der auf dem Küchentisch“ schläft 😀
Dann komm mal in die Gruppenstunde!;-)
Hallo Jürgen,
was meinst du damit?
Was für ein schöner Beitrag! Ich hoffe, daß ihn viele lesen und den Mut daraus schöpfen, im richtigen Moment „nein“ zu sagen.
Vielen Dank dafür.