Jetzt weißt du also, dass „positiv“ heißt, dass etwas hinzugefügt wird. Im Gegensatz dazu wird bei „negativ“ etwas entfernt oder vorenthalten.
Bei Verstärkung wird ein Verhalten stärker und bei Strafe wird es schwächer.
Alles klar?
Leider halten sich nicht alle Hundetrainer an diese Definitionen. Um dich nicht zu verwirren, werde ich in diesem Artikel jedoch keine anderen Definitionen anführen.
Zudem gibt es Trainer, die die Quadranten der Lerntheorie nach ethischen Grundsätzen in gut und „böse“ einteilen. Aber die Definitionen enthalten keine Wertung. Klar wird das spätestens bei dieser Frage: Kann man mit positiver Verstärkung Angstverhalten verstärken? Geht nicht?
Natürlich kann man Angstverhalten dadurch stärker machen, dass man etwas hinzufügt. Nämlich wenn das etwas ist, wovor der Hund noch viel mehr Angst hat.
Beispiel 1: Der Hund hat Angst vor fremden Passanten. Wenn einer zu nahe kommt, fängt der Hund an zu bellen.
Der Trainer gibt die Anweisung, immer wenn der Hund bellt, mit der Schepperdose zu klappern. In der Folge bellt der Hund auf immer größerer Distanz. Das Verhalten wird stärker. Dann ist es ganz klar: das Bellverhalten wurde positiv verstärkt.
Und was ist, wenn der Hund nicht mehr bellt, weil er mehr Angst vor der Schepperdose als vor den fremden Menschen hat? Das Bellen wurde positiv bestraft. Aber die Angst vor Passanten wurde natürlich nicht schwächer, denn jetzt kündigt das Auftauchen von Passanten zusätzlich die noch schlimmere Schepperdose an.
Beispiel 2: Der Hund hat Angst vor fremden Passanten. Wenn einer zu nahe kommt, fängt der Hund an zu bellen.
Der Trainer gibt die Anweisung: Clicke und gib ein Superleckerchen, wann immer er einen Passanten entdeckt, auch wenn der Hund bellt. In der Folge bellt der Hund weniger und/oder der Passant kann viel näher kommen, bevor der Hund anfängt zu bellen.
Du hast was hinzugefügt und das Bellverhalten wurde weniger. In diesem Fall wurde das Bellen weniger, weil die Passanten zur Ankündigung von tollen Belohnungen, also zu etwas Gutem wurden.
Noch einmal mit Gefühl
Guck‘ also nicht einfach nur auf die Begriffe. Viel wichtiger ist zu wissen, welches Gefühl die jeweilige Konsequenz beim Hund auslöst. Will er mehr davon? Oder will er sie unter allen Umständen vermeiden?
Einige Trainer haben daher die Quadranten der Lerntheorie erweitert. Danach gibt es ängstigende/schmerzende (positive) Strafe, frustrierende (negative) Strafe, erleichternde (negative)Verstärkung und befriedigende (positive) Verstärkung. Dadurch wird sofort viel anschaulicher, wie die Konsequenzen auf den Hund wirken.
Auch die Dosis ist wichtig
Auch die „Dosierung“ des jeweiligen Quadranten hat großen Einfluss darauf, was der Hund lernt und wie er sich dabei fühlt.
Im Artikel über die negative Verstärkung hatten wir die Beispiele mit dem Zwangsapport und dem Erlassen der Hausarbeit für den Sohn. Beides ist negative Verstärkung, aber bei welchem wird der Schüler sich wohl besser fühlen?
Und natürlich macht es einen gewaltigen Unterschied, ob „Positive Bestrafung“ aus einem „strengen Fräulein-Rottenmeier-Blick“ besteht, oder aus einem kraftvollen Ruck am Stachelhalsband, wodurch der Hund sich dreimal überschlägt.
Sogar positive Verstärkung kann unter ungünstigen Umständen sehr frustrierend für den Hund sein: wenn die Belohnungsfrequenz zu niedrig ist, oder der Hund nicht herausbekommen kann, welches Verhalten nun belohnt wird, oder wenn der Hund die Belohnung nicht besonders befriedigend findet.
Z.B. wird es für den Hund sehr schwierig herauszufinden, dass er an lockerer Leine laufen soll, wenn das Ziehen zwar immer mit Stehenbleiben bestraft wird, das Gehen an lockerer Leine aber kaum und/oder mit etwas belohnt wird, was der Hund in der Situation nicht mag.
Ich finde den Artikel einfach Klasse!
Danke 🙂
Martina, warum hast Du das Beispiel mit dem Bellen gewählt? Nur um zu zeigen, dass eine für den Menschen als positive Strafe gewählte Maßnahme für den Hund eine Belohnung darstellen kann?
Also: Das Scheppern soll das Bellen minimieren, soll also als positive Strafe wirken, bewirkt aber das Gegenteil – Hund bellt stärker/früher – und so wirkt das Scheppern als positiver Verstärker?
Habe ich Dich da richtig verstanden? Bitte klär‘ mich auf.
Oder meinst Du das so, dass der Hund nach ein paar Mal scheppern die Erwartungshaltung hat: Immer, wenn ich einen Menschen sehe, wird’s noch blöder, und ich muss früher bellen, weil ich noch viel gestresster bin als vorher (vor dem Scheppern)?
Positive Verstärkung – etwas Angenehmes wird hinzugefügt – Emotion Freude. Wie ist das mit der Schepperdose gemeint dem Bellen verstärken gemeint? Wie lässt sich das da Einsortieren? Habe da auch gerade einen ziemlichen Knoten.
Ist der fremde Mensch weiter gegangen (funktionaler Verstärker) und deswegen hat der Hund mehr gebellt (negative Verstärkung) ?
Es steht doch jeweils dran, was die Konsequenzen mit dem Verhalten machen. Im Beispiel mit der Schepperdose gibt es zwei „Ausgänge“ – in der einen bellt der Hund früher, demzufolge war das Scheppern eine positive Verstärkung für das Bellen. Bellt der Hund nicht mehr (oder weniger) nachdem er „bescheppert“ wurde, wirkte selbiges als Strafe – allerdings ist es sehr wahrscheinlich, dass die zugrunde liegende Angst davon nicht weggegangen ist.
Martina schreibt:
<>
Für Dich ist es eine Verstärkung, weil der Hund früher anfängt zu bellen? Also, vorher hat er auch schon gebellt, aber erst wenn die Person z.B. 10 m vor ihm sind. Und jetzt bellt er schon, wenn die Person in 50 m Entfernung ist. Für mich wäre eine positive Verstärkung, dass der Hund öfter bellt, und zwar bei der gewohnten Entferung zum Menschen.
Bist Du Dir wirklich sicher, dass der „Mechanismus“ der positiven Verstärkung für die Verhaltensänderung verantwortlich ist? Kann es nicht vielmehr sein, dass der Hund einfach nur noch mehr gestresst ist, weil zu dem blöden Menschen auch noch ein blödes Scheppern dazukommt? Blöd + Blöd = Hund wird schon bei 50 m nervös?
Dann hätte das meiner Meinung nach nichts mit positiver Verstärkung zu tun. Der Hund bellt ja nicht öfter, sondern er bellt früher.
Dann gibt es noch das Beispiel, wo das Bellen weniger wird, weil das Entdecken des Auslösers mit für den Hund gewünschten Konsequenzen (z.B. Superleckerchen) verknüpft wird. Da wird auch was hinzugefügt, und ein Verhalten wird weniger. Stur nach Definition könnte man auf die Idee kommen, dass das dann positive Strafe sein müsste 😉
An den Beispielen soll deutlich werden, dass es nicht reicht, sich stur nach den Quadranten der Lerntheorie zu richten – denn daneben spielen noch andere Faktoren eine Rolle.
Das Beispiel finde ich auch sehr einleuchtend – Gegenkonditionierung.
Hier richtest Du Dich nicht stur nach den Quadranten, Du schreibst hier sogar: <>
In dem ersten Beispiel mit der Schepperdose richtest Du Dich meiner Meinung nach schon stur nach den Quadranten, weil Du andere Faktoren außer Acht lässt bzw. sie nicht erwähnst.
Du schreibst: <> Aber warum sollte das Scheppern, analog zum 2. Beispiel, „zur Ankündigung von Belohnungen, also zu etwas Gutem werden“?
sorry, es fehlt Text. Ist mein Fehler, weil ich wahrscheinlich irgendeinen Tastencode eingegeben habe, der den Text verschwinden lässt.
Also nochmal:
In diesem Fall wurde das Bellen weniger, weil die Passanten zur Ankündigung von tollen Belohnungen, also zu etwas Gutem wurden.
Und:
Das Verhalten wird stärker. Dann ist es ganz klar: das Bellverhalten wurde positiv verstärkt.
Weiter unten steht doch:
„Noch einmal mit Gefühl
lernquadranten-nach-homer-simpson1 Guck’ also nicht einfach nur auf die Begriffe. Viel wichtiger ist zu wissen, welches Gefühl die jeweilige Konsequenz beim Hund auslöst. Will er mehr davon? Oder will er sie unter allen Umständen vermeiden?
Einige Trainer haben daher die Quadranten der Lerntheorie erweitert. Danach gibt es ängstigende/schmerzende (positive) Strafe, frustrierende (negative) Strafe, erleichternde (negative)Verstärkung und befriedigende (positive) Verstärkung. Dadurch wird sofort viel anschaulicher, wie die Konsequenzen auf den „
Also ich zähle mich zu den „einigen Trainern“, die das so sehen und auf die Emotionen des Schülers achten…
Davon bin ich fest überzeugt.
Öm … Vielleicht ist das ein etwas „schwieriges“ Beispiel? Oder würde es helfen, klarer „verstärken“ (nach lerntheoretischen Prinzipien) von „verschlimmern“ zu unterscheiden?
Das Bellen wurde mit einem Schreckreiz positiv verstärkt?! Wer würde das denn im Ernst behaupten? Die Angst wurde durch das Scheppern verschlimmert, deshalb wird das Angstverhalten (Bellen) früher und stärker gezeigt …
Ich schrieb: Positive Verstärkung – etwas Angenehmes wird hinzugefügt – Emotion Freude.
Deine Antwort: Noch einmal mit Gefühl lernquadranten-nach-homer-simpson1 Guck’ also nicht einfach nur auf die Begriffe. Viel wichtiger ist zu wissen, welches Gefühl die jeweilige Konsequenz beim Hund auslöst. Will er mehr davon? Oder will er sie unter allen Umständen vermeiden?
Ich habe oben geschrieben, mit Gefühl, Emotion Freude. Ein Hund hat Angst, Rappeldose scheppert und er bellt jetzt schon früher, wenn er fremde Menschen sieht. Wo ist da die Emotion Freude, die bei der positiven Verstärkungen im Boot ist?
Oder meinst du, er findet das Geräusch der Rappeldose so toll, dass Hund denkt, oh, das Geräusch möchte ich immer häufiger hören, wenn fremde Menschen auftauchen und darum belle ich schneller?
Ich finde das Beispiel sehr unglücklich und mißverständlich und in dem Kontext positive Verstärkung fehl am Platze.
Martina schrieb: „Dann gibt es noch das Beispiel, wo das Bellen weniger wird, weil das Entdecken des Auslösers mit für den Hund gewünschten Konsequenzen (z.B. Superleckerchen) verknüpft wird. Da wird auch was hinzugefügt, und ein Verhalten wird weniger. Stur nach Definition könnte man auf die Idee kommen, dass das dann positive Strafe sein müsste ;)“
Warum solche Verwirrung geradezu konstruieren? Ich kann doch nicht mit „irgendeinem Verhalten“ argumentieren, sondern muss das Verhalten anschauen, dem die Konsequenz folgt. „Stur nach Definition“ wird das Verhalten mehr, das man positiv verstärkt. Welches Verhalten ist das in diesem Fall? „Beim Anblick des Auslösers (noch) ruhig bleiben“.
Martina schreibt doch, dass die Lernquadranten nicht einfach nur formelhaft angewendet werden dürfen.
+ bedeutet da nämlich einfach nur, es wird etwas hinzugefügt. Da ist keine Wertung drin. Dann wird geschaut, ob das Verhalten mehr oder weniger wird: Je nachdem ist es dann Verstärkung oder Strafe.
Sie löst das auf, indem sie schreibt, dass darauf geschaut werden muss, „welches Gefühl die jeweilige Konsequenz beim Hund auslöst“ und dass das durch die Ergänzung der Lernquadranten versucht wird:
„Einige Trainer haben daher die Quadranten der Lerntheorie erweitert. Danach gibt es ängstigende/schmerzende (positive) Strafe, frustrierende (negative) Strafe, erleichternde (negative)Verstärkung und befriedigende (positive) Verstärkung. Dadurch wird sofort viel anschaulicher, wie die Konsequenzen auf den Hund wirken.“
Ja, sie schreibt das zwar, dass man die Lernquadranten nicht formelhaft anwenden darf, wird ja auch im 2. Beispiel mit der Gegenkonditionierung deutlich. Aber im 1. Beispiel fehlt mir einfach das „Warum“. Warum bellt der Hund früher? Welches Gefühl löst das Scheppern beim Hund aus? Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass das ein gutes Gefühl ist.
Außerdem bin ich mir nicht sicher, ob das frühere Bellen im ersten Beispiel wirklich ein verstärktes Verhalten ist. Denn der Hund scheint ja genauso oft zu bellen wie zuvor, er bellt „nur“ früher.
Eben… Ein Verstärker ist drin – Mensch entfernt sich – oder die Erregung ist höher – durch Rappeldose ausgelöst – und er löst daher schneller aus, da Mensch die Rappeldose vorhersagt und er noch aufgeregter ist..
Die schreiben von Gefühlen und werden genau in dem Fall nicht konkret… Aber… sie trainieren ja wegweisend positiv verstärkt… da hat negative Verstärkung auch nix zu suchen 😛
“ Weiter unten steht doch:
„Noch einmal mit Gefühl
Guck’ also nicht einfach nur auf die Begriffe. Viel wichtiger ist zu wissen, welches Gefühl die jeweilige Konsequenz beim Hund auslöst. Will er mehr davon? Oder will er sie unter allen Umständen vermeiden?
Einige Trainer haben daher die Quadranten der Lerntheorie erweitert. Danach gibt es ängstigende/schmerzende (positive) Strafe, frustrierende (negative) Strafe, erleichternde (negative)Verstärkung und befriedigende (positive) Verstärkung. Dadurch wird sofort viel anschaulicher, wie die Konsequenzen auf den „“
Und ja; dazu passen nicht alle weiter oben im Artikel genannten Beispiele. Genau das sollte errkannt werden.
Dann fände ich es aber schön, wenn Du schon beim 1. Beispiel genauer darauf eingehen würdest, damit es klarer wird. So lädt es zu Missverständnissen ein, finde ich. Und wenn schon „wir“ Diskussionen darüber führen, wie Du das gemeint haben könntest, ob da vielleicht ein Gedankenfehler vorliegen könnte (man beachte den Konjunktiv), wie soll es dann der HH von nebenan verstehen?
Na, dann gebt mir doch ein Besseres Beispiel für ein Verhalten, dass stärker wird, weil man etwas hinzuufügt, was aber eben NICHT der Art von positiver Verstärkung entspricht, wie wir sie praktizieren
Meinst Du: durch positive Strafe wird ein Verhalten verstärkt, obwohl man es eigentlich „wegtrainieren“ wollte?
‚Der Trainer gibt die Anweisung, immer wenn der Hund bellt, mit der Schepperdose zu klappern. In der Folge bellt der Hund auf immer größerer Distanz. Das Verhalten wird stärker. Dann ist es ganz klar: das Bellverhalten wurde positiv verstärkt.‘
naja, man müsste es testen. hund bellt, scheppern mit der dose, und das bellverhalten müsste dann stärker werden. dann wäre das rascheln ein primärer verstärker. ich vermute das wird nicht eintreffen. in disem fall hat es eher mit sensitivierung zu tun: das geht über das state-system und ist daher zu unterscheiden von habituation, das über das s-r-system geht. diese beiden phänomene gehören nicht zum lernen. siehe domjan, learning and behavior. was der hund lernt ist mensch = gefahr, der mensch als diskriminativer stimulus löst dann das agonistische verhaltenssystem aus, dazu zählt eben bellen. die belohnung wäre dann im rückzug der gefahr zu sehen. mach ein experiment: hund bellt, click und weg gehen. wird es mehr habe ich recht. wenn nicht, dann liege ich falsch.
ist es denn eine Strafe, wenn ein Verhalten stärker wird? 3:)
naja, wie gesagt, du musst eine klare kontingenz-analyse durchführen.
antecedent — behavior — postcedent
du behauptest doch folgendes
mensch –> bellen –> rappeln mit der dose
das kannst du experimentell bei dir zuhause nachtesten, indem du das so aufbaust. jedes mal wenn der hund von sich aus bellt, dann rappel. wenn er das verhalten häufiger zeigt, setz es unter signalkontrolle, zb ein bild von einem mensch. ganz einfach. wenn es nicht klappen sollte, dann liegt ein fehler im system. so einfach ist das. ich vermute hier ganz stark, dass es sensitivierung war dass der hund gehäufter bellte. das assoziiert er dann mit dem DS menschen, und wird noch aufgeregter in der situation. der verstärker bleibt damit unklar. mach eine videoanalyse, und teste nach dem beispiel oben alle möglichen postcedents durch.
james o’heare, the science of dog training, da steht nochmals alles drinne
http://www.amazon.de/Science-Technology-Dog-Training/dp/1927744008/ref=sr_1_1_bnp_1_pap
und wir können uns gerne per email weiter darüber unterhalten.
Na ja, so wichtig ist es nun auch wieder nicht. ich bin raus.