- Märchen in der Hundeerziehung
- Märchenstunde: Angst wird durch Zuwendung verstärkt.
- Märchenstunde: Ein Leinenruck ist keine Gewalt
- Märchenstunde – Da muss der durch!
- Märchenstunde – Der Welpenschutz
- Märchenstunde – Knurren ist mangelnder Respekt
- Märchenstunde – „Persönlichkeit statt Leckerli“
- Märchenstunde – Clickern/ Markern ist….
- Märchenstunde – Das Ding mit dem Rudel
- Märchenstunde – Hunde aus dem Tierschutz…
- Märchenstunde – „Kampfhunde“ sind gefährlich
- Märchenstunde – positive Verstärkung setzt keine Grenzen
- Märchenstunde – Wir arbeiten gewaltfrei!
- Märchenstunde – nonverbale Kommunikation ist artgerecht
- Märchenstunde – Wir werfen mit Wattebäuschen
- Märchenstunde – mein Hund ist dominant!
- Märchenstunde – Stur und dickköpfig?
- Märchenstunde – „Da fehlt die Bindung“
Wer kennt ihn nicht, den „sturen“ und „dickköpfigen“ Hund?
Wo begegnen uns diese Bezeichnungen?
Jede Woche laufen Sendungen im Fernsehen, wo Tiere in Not vermittelt werden sollen. Bei den Beschreibungen der Notfälle fällt eines ganz besonders auf:
Nahezu jeder 2. Hund wird als „stur“ oder „dickköpfig“ bezeichnet. Es wird nach einem zukünftigen Halter mit konsequenter Hand gesucht, der sich bloß nicht auf der Nase rumtanzen lässt.
Viele Hundehalter entschuldigen fehlende Erziehung mit rassebedingter Sturheit. Man hört oft: Ist halt ein Terrier!

Woher kommt dieses schnelle Urteilen?
Jeder hätte gern einen Hund, der brav ist, Signale sicher und ständig befolgt und sich anpasst. Diese Hunde gibt es, es gibt aber auch andere. Welche Hunde werden schnell als dickköpfig und stur betitelt?
- jagdlich motivierte Hunde, insbesondere Terrier und Dackel
- eigenständige Hunde, wie z. B. Herdenschutzhunde
- schlecht sozialisierte Hunde, die Lerndefizite aufweisen (Deprivationssyndrom)
- Hunde mit Verhaltensauffälligkeiten, die dann schlecht ansprechbar sind
- Hunde, die sich nicht über Futter motivieren lassen
- ehemalige Straßenhunde
Möchte man einem „solchen“ Hund ein Signal beibringen und dies klappt nicht gemäß der Erwartung des Besitzers, wird der Hund als „stur“ bezeichnet.

Jagdhunde
Jagdlich motivierte Hunde sind sehr interessiert an ihrer Umwelt. Um jagdlich erfolgreich zu sein, kann der Hund (nicht nur der Jagdhund) alle Sinne auf ein Ziel fokussieren. Und zwar so sehr, dass fast nichts anderes von außen mehr im Hirn ankommt. Wir wissen alle, wie schwierig es ist, einen Beagle von einer frischen Spur abzurufen. Die ausbleibende Reaktion auf unser Rufen bezeichnen wir dann schnell als Sturheit. Dabei ist das nichts anderes als reine Biologie.
Herdenschützer
Herdenschutzhunde wurden über sehr lange Zeit auf Eigenständigkeit gezüchtet. Diese Hunde leben autark und fällen eigenständige Entscheidungen. Deswegen sind sie aber weder stur noch dickköpfig. Sie haben ihre instinktiven Aufgaben und gehen diesen nach.
Hunde mit Defiziten
Hunde, die in den ersten Wochen und Monaten wenig bis nichts gelernt haben, weisen Defizite auf. Sie müssen lernen zu Lernen und schrittweise ans Leben heran geführt werden. Ich trainiere einen Bullterrier mit einer solchen Vergangenheit. Ich habe ihm in der ersten Stunde Futter vor die Nase gehalten, er hat keine Reaktion gezeigt. Er hat nicht dran geschnuppert, er ist einfach verharrt. Tenor der Umwelt: Ach ja, Bullterrier sind alle stur.
Verhaltensproblematiken
Hunde mit Leinenaggression sind bei Begegnungen mit Artgenossen kaum noch ansprechbar. Nach dem fixieren des Gegenübers kommt mit hoher Wahrscheinlichkeit das Ausrasten und nach vorn gehen. Der Hund zeigt emotionales Verhalten und verfolgt eine Strategie, die er aufgrund getätigter Erfahrungen entwickelt hat.
Nicht futterorientiert
Es gibt Hunde, die sich nicht über Futter motivieren oder belohnen lassen. Hier verstehen viele Halter die Welt nicht mehr. Natürlich ist fressen überlebenswichtig, trotzdem hat der Hund aber gerade 1000 andere Dinge im Kopf, denen er lieber nachgehen würde, weil diese seine Bedürfnisse befriedigen: rennen, spielen, suchen, schnüffeln, buddeln, etc.
Straßenhunde
Und es gibt Hunde, die längere Zeit in anderen europäischen Ländern auf der Straße gelebt haben. Diese Hunde haben sich oft selbst versorgt und nicht die besten Erfahrungen mit Menschen gemacht. Darf man diese Hunde als stur bezeichnen? Oder ist ihr Verhalten nicht einfach eine logische Konsequenz aus ihrem Leben?

Alle Hunde sind trainierbar
Es sollte aufhören, dass Hunde schlechter gemacht werden, als sie sind und uns der Realität stellen. Genau genommen sind diese Hunde sehr intelligent und/oder geprägt von ihren Lebensumständen. Ich kann mit einem Kangal clickern, einem Bullterrier mit Deprivationssyndrom Tricks beibringen, einen Jagdhund ansprechbar machen und ebenso alle anderen „sturen“ und „dickköpfigen“ Hunde zur Mitarbeit motivieren. Das benötigt allerdings von UNS mehr Kreativität und Wissen.
Ist nicht eher der Mensch stur und dickköpfig, weil er sich nicht die Mühe macht, diese Hunde wegweisend positiv zu erziehen, statt sie in Schubladen zu stecken und dies als Entschuldigung für sein Versagen zu nehmen?
Ach Reginchen….du sprichst mir aus der Hundeseele ! <3
Deine beste Freundin mit dem dickesten Kopf der aber nicht stur sondern oberschlau ist! 🙂
Diva
toll wie immer (y)
Danke!
Super Artikel! 🙂
Super geschrieben. Einfach toll !!!!!
DANKE!!
Ich habe einen deprivierten Shiba, jagdlich höchst motiviert mit sonstigen Verhaltensauffälligkeiten.
Ich sage sicherlich, dass ein Shiba als ursprünglicher und eigenständiger Hund schon „abwägt“, ob mein Sitz gerade Sinn ergibt, aber genau das mag ich an den Hunden. An allen Vertretern der Rasse, die ich bisher kennen durfte.
Auch wird teilweise irgendwie ein Wettkampf ausgetragen, wer den größten Dickkopf hat… und es wird sich quasi ein Orden angesteckt, wenn man ein solches Tier „kontrollieren“ kann… fällt mir oft auf…….
jagdlich motivierter Hund ✔
schlecht sozialisierter Hund ✔
Hund mit Verhaltensauffälligkeiten ✔
Straßenhund ✔
Dackel ✔
Terrier ✔
Ich spreche aus Erfahrung – ja, auch diese Hunde lassen sich motivieren und trainieren.
Schöner Artikel!
sehr schön gemacht!
[…] Regine Hochhäusler: Märchenstunde – mein Hund ist dominant! Regine Hochhäusler: Märchenstunde – Stur und dickköpfig? Regine Hochhäusler: Märchenstunde – “Da fehlt die Bindung” Gerd Schreiber: Hunde […]