Warum sagen wir es ihm nicht einfach?
Aktualisiert am 29.06.2013- Sie kriegen das, wofür Sie bezahlen
- Typisch! Frau am Steuer!
- Der Click beendet das Verhalten!
- Der weiß genau, was er machen soll…
- Clickern bewirkt Kooperation
- Hey! Lass das!
- Sinnvolles Management erleichtert das Training
- Aber was mache ich denn, wenn der Hund…
- Warum sagen wir es ihm nicht einfach?
- Faul, stur oder dominant?
In Teil 7 haben wir festgestellt, dass Abbruchsignale zwar ein unerwünschtes Verhalten stoppen können, den Hund aber dann im Unklaren lassen, was er statt dessen machen soll.
Warum sagen wir es ihm nicht einfach?
Angenommen, Ihr Hund bettelt während des Essens, in dem er Sie immer wieder mit seiner Nase anstupst. Sie unterbrechen ihn mit einem „Nein!“. Weiß er dann automatisch, dass er sich, statt zu betteln, im Handstand rückwärts gegen die Wand lehnen soll?
Ich habe bewusst dieses doch sehr abwegig anmutendes Alternativverhalten genommen, denn genauso abwegig ist unser erwartetes Alternativverhalten für den Hund! Er müsste sich durch eine ganze Menge „Neins“ arbeiten, bis er auf den Handstand kommt.
Betrachten wir das doch mal an einem zwischenmenschlichen Beispiel
Ich rufe Sie an und frage, ob Sie rüber kommen, um mit mir spazieren zu gehen. Da Sie aber gerade Mittag essen, sagen Sie „Nein“ und legen auf. Ich weiß nicht, wie es Ihnen mit solch einer Antwort ginge, ich finde das unhöflich! So schnell rufe ich Sie nicht wieder an – ob Sie das wohl erreichen wollten? Hätten Sie mich gebeten, später noch einmal anzurufen, oder einfach eine halbe Stunde später zu kommen, hätten wir jetzt keinen Knick in der Beziehung. Ich hätte den Alternativvorschlag gerne angenommen.
Kooperation statt Konfrontation
Warum machen wir das mit Hunden nicht genauso? Natürlich können wir ihnen nicht erklären, dass wir erst noch aufessen wollen – wir alle wissen, dass Hunde unsere Sprache nicht sprechen! Wir alle haben aber mehr oder weniger viele Signale, die der Hund sehr wohl versteht.
Statt „Nein!“ zu sagen und den Hund damit im Unklaren zu lassen, können wir einfach das Signal für ein passendes Alternativverhalten geben. Wenn wir das zuvor mit positiver Verstärkung aufgebaut haben, wird der Hund es wahrscheinlich sehr gerne ausführen. Ganz egal, ob er ein „Sitz!“, „Platz!“ oder „Handstand!“ Signal befolgt – mit der Ausführung bricht er sein Verhalten ab. Der Hund macht also das, was wir möchten, und er macht es auch noch gerne.
Eindeutige Kommunikation
Durch die direkte Abfrage von Alternativverhalten ist die Kommunikation sehr viel eindeutiger und damit für den Hund einfacher zu verstehen. Auch die Emotion, die der Hund hat, ist eine ganz andere. „Nein!“ ist mit unangenehmen Konsequenzen verknüpft. „Geh in dein Körbchen!“ mit sehr angenehmen. Wird der Hund lieber eine Strafe vermeiden oder sich auf eine mögliche Belohnung freuen?
Eindeutig = Effektiv
Ein Signal für ein positiv verstärktes Alternativverhalten ist eindeutiger und effektiver als Lernen durch Misserfolg.
Zugegeben, bei manchem Verhalten benötigt man mehr Wiederholungen als bei dem Bettelbeispiel und man wird durch geeignete Managementmaßnahmen verhindern müssen, dass der Hund das unerwünschte Verhalten ausführen kann. Bei Jagd-, Angst- und Aggressionsverhalten beispielsweise. Aber gerade auch bei diesen Verhaltensweisen wird man durch „Nein!“ nicht schneller sein, ein zuverlässiges Alternativverhalten zu etablieren.
Wofür übt man überhaupt Signale für „Sitz!“, Platz!“, „Komm!“, „Geh in Dein Körbchen!“, wenn nicht für Situationen, in denen man dem Hund mitteilen möchte, dass uns ein alternatives Verhalten jetzt viel genehmer wäre?
ähnlich wie mit Kindern … ein ständiges Nein und Lassdas ist auf Dauer nur frustrierend und nicht beziehungsfördernd, ihnen zu sagen, was sie stattdessen machen können, wirkt dagegen viel förderlicher 🙂
Das ist richtig! ?
Sehe ich genauso. Leider tuen sich die meisten Menschen nur so verdammt schwer damit.
Hm, leider. ?
Für mich war es zu Beginn total schwierig, weil ich in den Situationen in denen mein Hund unerwünschtes Verhalten gezeigt hat, mehr mit Management beschäftigt habe.
Erst als ich mir dann ein einzelnes Alternativverhalten ausgesucht habe fiel es mir leichter.
Das hat dazu geführt, dass „Touch!“ sehr lange eines der am sichersten abrufbaren Verhalten war.
Mitlerweile sind natürlich noch einige – dann auch meist passendere Verhalten – dazu gekommen, aber erstmal klebte mir der Hund an der Hand.
Das war schon sehr viel wert.
Und man hatte damit auch sofort etwas was man markern und belohnen konnte.
ja, das ist glaube ich, normal. Das ist ja auch für den menschlichen Part des Teams ein Lernprozess. Da finde ich anfangs Management auch viel wichtiger, als ein Alternativverhalten – gerade wenn ich so an Aggressionsverhalten an der Leine gegen was auch immer denke. Man muß erstmal in der Lage sein, sich selber und den Hund zu koordinieren und kontrollieren. Eigentlich kann man ja auch erst dann was neues lernen – in der Situation. Wenn man noch zu aufgeregt ist, wie man was warum machen soll, dann überfordert ein zusätzliches Alternativverhalten. Wie Autofahren. Erst muß man über alles bewußt entscheiden. Bremsen, kuppeln, Gas, Lenken, Blinken. Und wehe man soll dabei noch Fragen beantworten, während man auf Straßenschilder achten muß. Kann man das Auto nach ein bißchen Übung gut managen, hat man Gehirnkapazität über, um mit dem Beifahrer zu reden, oder auf den Vordermann zu schmipfen oder den Song im Radio mit zu singen…
Ehrlich gesagt verstehe ich das Telefonbeispiel in diesem Zusammenhang nicht, ist es jetzt nur unhöflich dem Hund kein Alternativverhalten zu geben? Und warum kann ich denn das Befolgen des Neins nicht belohnen? Ich lasse meinem Hund die Freiheit sich nach einem Nein eine andere Beschäftigung auszusuchen, ich will doch nur, dass er diese eine Handlung lässt und nicht alle bis auf eine…
Oh, die Frage habe ich leider jetzt erst gesehen.
Mit dem Telefonbeispiel wollte ich erklären, wie es beim Gegenüber ankommt, wenn man ein Verhalten einfach mit einem „Nein“ quittiert und dann keinen Alternativvorschlag macht.
Wenn man statt des Neins (immer noch beim Telefonbeispiel sagt „Du ich esse gerade, kannst du später noch mal anrufen“ oder „ich kann grade nicht, mir ist XY passiert, ich rufe dich zurück, wenn…“ oder „klar gerne, komm rüber, dann kann ich in der Zeit fertig essen“, weiß der andere, dass ich JETZT im Moment gerade nicht kann, aber es gibt eine Alternative.
Das kann man abgewandelt auch beim Hund anwenden, statt „Nein! (du sollst nicht am Tisch betteln)“ sage ich halt direkt „geh auf deinen Platz“. Oder statt „Nein (Du sollst dich nicht in der Gülle wälzen!“ rufe ich direkt „Komm zu mir“ etc.
Mit nur einem „Nein“ und dem Hund dann die Freiheit lassen was er stattdessen tun könnte hätte man auch wieder das Risiko, dass Hund entweder 2 Sekunden später zb wieder am Stuhlbein knabbert (weil er ja genau das tun möchte) oder, dass er etwas Anderes ins Maul nimmt und drauf rumkaut was wir dann auch wieder mit (schärferem) NEIN quittieren. Was er dagegen alternativ für uns Erwünschtes machen könnte weiß er nicht und wird er auch nicht so schnell drauf kommen, weil eben in seinem Kopf der Wunsch ist „Auf etwas kauen“. Für den Hund ist sein Verhalten ja kein Fehlverhalten und ein „Nein“ kann er nicht so verstehen, dass dieses Verhalten nicht richtig ist, da es für ihn richtig erscheint.
Statt also für „Stuhlbein knabbern“ nur „Nein“ zu sagen und Gefahr zu laufen, dass er paar Sekunden später wieder dran hängt oder an der Schrankecke kaut könnte man ihn genauso auffordern zb seinen Kauknochen zu holen oder ein Spielzeug womit er sich beschäftigen könnte. Oder man schickt ihn ins Körbchen und gibt ihm dann was zu kauen. Nach oft ein paar wenigen Wiederholungen wird Hund dann von alleine den Kauknochen oder das Kauspielzeug auswählen, wenn er mal wieder das Bedürfnis hat auf etwas zu kauen.
Macht man mit Babys/kleinen Kindern ja auch so, wenn es etwas in der Hand hat was es nicht haben soll. Man gibt ihm etwas Anderes in die Hand womit sie sich gefahrlos beschäftigen können. Klappt beim Hund genauso
Das gefällt mir schon besser! ?? Das Grundbedürfnis des Hundes wird hier wenigstes beachtet, anstatt einfach statt Knabbern Sitz anzubieten, wo ist denn da der Zusammenhang?! ?
[…] Lass das! Martina Schoppe: Aber was mache ich denn, wenn der Hund… Martina Schoppe: Warum sagen wir es ihm nicht einfach? Martina Schoppe: Faul, stur oder dominant? Crystal Thompson: What to Do When Your Animal is Wrong […]
Das mit dem Alternativverhalten heiße ich gut ? Aber nicht, dass hier in aber auch keinster Weise das Bedürfnis des Hundes beachtet wird, z. Bsp. bei „Sitz“ statt hochspringen etc., das bringt dem Hund gar nichts und zeugt m. E. von Rücksichtslosigkeit gegenüber den hündischen Bedürfnissen, dass ich das so sage, tut mir Leid, ich will hier niemandem was unterstellen, aber andre Worte treffens m. E. nicht!! ? Und dass er das gerne tut, bezweifle ich ebenfalls aber mal ganz ganz stark! Er tut das vermtl. nur, entweder um zu beschwichtigen oder aber hauptsächlich wahrscheinlich, einfach weil es NOTWENDIG für ihn ist, er kriegt ja Futter!!
Hallo Fuchs,
, alternative Verstärker aufzubauen, die die jeweils aktuellen Bedürfnisse des Hundes beachten
Du hast recht mit der Aussage, dass nicht auf das Bedürfnis des Hundes eingegangen wird, WENN:
– das Alternativverhalten nicht über positive Verstärkung aufgebaut wird
– das Alternativverhalten nur über Futter aufgebaut würde, unter anderem deshalb empfehle ich in einem anderen Artikel, den Du auch schon gelesen hast
– das Alternativverhalten überhaupt gar nicht zum Bedürfnis des Hundes passen, wie zum Beispiel das Abliegenlassen bei Hundebegegnungen meiner Meinung nach völlig Kontraproduktiv ist.
In dem von Dir genannten Beispiel, „Sitzen statt anspringen“ kann die Alternative aber entsprechend aufgebaut und mit verschiedensten Verstärkern belohnt werden. Und da das Bedürfnis in dieser Situation vermutlich „Begrüßungsverhalten wäre (Anspringen = Begrüssungsverhalten (aus Hundesicht), kann man diesem Bedürfnis auch sehr leicht nachkommen, indem man sich eben „erreichbar“ macht und sich hinhockt (nachdem der Hund sich hingesetzt hat)
Ich kenne eine Trainerin (Grisha Stewart) die „Spielverbeugung statt anspringen“ als Alternativverhalten nimmt, da die Spielverbeugung im Weitesten Sinne zu den hundlichen „Begrüßungsverhalten“ gezählt werden kann und zudem ein Metasignal ist das „ich hab nur nettes im Sinn“ bedeutet.
Letztendlich bleibt es dir natürlich selber überlassen, welches Alternativverhalten du jeweils für die unerwünschten Verhaltensweisen einsetzt. Ich persönlich shape in solchen Situationen (siehe auch die anderen Artikel dieser Serie) kleinschrittig und baue einfach eines der Verhalten aus, die der Hund von alleine in solch einer Situation anbieten kann. Ganz oft ist das „Sitzen“, weil viele Hund das als erstes anbieten, wenn „Sitzen in der Vergangenheit“ großzügig belohnt wurde.