Um Unsicherheit beim Hund zu erkennen, benötigt man ein gutes Auge und muss sein Verhalten genau beobachten.
Erkennungsmerkmale eines unsicheren Hundes
- er reagiert oft impulsiv
- er reagiert auf sehr viele Auslöser
- er zeigt starke Reaktionen gegenüber Unbekanntem
- er zeigt Übersprungsverhalten
- er hat Probleme mit der Impulskontrolle und der Erregung
- er „handelt“ erst und „denkt“ dann nach
- sein Verhalten ist oft überzogen
- er zieht sich oft zurück
- er zeigt starkes Beschwichtigungsverhalten
- er macht „dicht“
- er reagiert defensiv aggressiv
Dies sind Beispiele, es gibt sicher noch viele andere Verhaltensweisen, die ein unsicherer Hund zeigen kann.
Leider wird das gezeigte Verhalten oft falsch interpretiert und als Dominanz, Dickköpfigkeit oder mangelnde Erziehung bezeichnet.
Einige LeserInnen berichten:
Peppy bellt Fremde an, die ins oder aus dem Haus gehen. Kinder werden ebenfalls lauthals verbellt. Er wurde als Welpe „weg“ geworfen, hat Sicherheit evtl. nie gelernt.
Kira flippt bei Hundebegegnungen aus, vornehmlich, wenn sie mit Frauchen unterwegs ist. Bei Herrchen verhält sie sich anders.
Liam kommt mit souveränen Hunden gut klar, bei anderen unsicheren Artgenossen verfällt er gern ins Mobben. Im Rennspiel passiert es bei unsicheren Spielpartnern, dass Liam ins Hetzen verfällt.

Ursachen
Die Ursachen können ähnlich vielfältig sein. Defizite in der Aufzucht und mangelnde Sozialisierung sind wohl die häufigsten Gründe. Manch Hund bringt schon von Geburt an einen eher unsicheren Charakter mit. Schlechte Erfahrungen spielen natürlich auch eine große Rolle.
Darüber hinaus verursacht Training über Strafe sehr viel Unsicherheit.
Nicht zu vergessen sind körperliche Probleme wie Kurzatmigkeit, sehr lange Behaarung, sehr kleiner Körperbau, evtl. Behinderungen, etc.
Mein Hund schätzt keine Labradore mehr, seitdem ihn 4 Rüden auf einmal massiv gebissen haben.

Was tun?
Der wichtigste Schritt, ist seinen Hund lesen zu lernen. Verhalten nicht zu erkennen erschwert das Training sehr. Die Intention des Hundes muss erkannt werden, um am Verhalten erfolgreich zu trainieren. Es ist ein Unterschied, ob der pöbelnde Hund den Artgenossen angreifen oder vertreiben will. Beides kann zunächst ähnlich aussehen.
Für unsichere Hunde sind Rituale wichtig. Ein möglichst gleichbleibender Tagesablauf und vorhersehbare Geschehnisse schaffen Sicherheit. Darüber hinaus helfen Alternativverhalten mit schwierigen Situationen umzugehen. Das arbeiten mit Targets und Werkzeugen wie „Zeigen und Benennen“, Geschirrgriff und konditionierter Entspannung hilft ebenfalls.
Über das Erarbeiten von Tricks verschafft man dem Hund ein größeres Selbstbewusstsein. Dazu lassen sich Rahmenbedingungen verbessern, indem man gezielt auf starke Bedürfnisse des Hundes eingeht.
Also zeigen und benennen hilft bei uns auch suuuuper toll. Bei Sheriff hat jetzt auch geholfen ihn zwischendrin zu bestärken…z.B. wenn er nach dem Rückruf kommt ist es besser zwischen unseren Anker („schnell) ab und an noch ein „super“ einzustreuen. Außerdem reagiert er wahnsinnig auf Emotion und Körpersprache. Von ihm kann man nicht erwarten, dass er unbekanntes Verhalten anbietet. Da wird er schnell frustig, wenn kein „klick“ kommt. So nach dem Motto „Jetzt sag mir doch einfach, was ich tun soll“. Bei ihm muss man kleinschrittig arbeiten und uns hat auch geholfen ein Erfolgs und ein Misserfolgswort zu nehmen…Also im Sinne du bist auf der Richtigen Spur, mach weiter und im Sinne, das wollen wir nicht und führt evtl. zu Strafe (wenns in Richtung Anspringen und zwicken läuft, oder so) bei uns heißt das „super“ (hat er so nebenbei als positives Wort gelernt, welches im Zusammenhang mit Bedürfnisbefriedigung steht und „ähäh“ das kennt er im Zusammenhng mit „das soll ich nicht machen“. Für ihn ist das wirklich eine Erleichterung.
Ich möchte auch mal eine Lanze für das „Nein“ brechen. Ich verstehe, welcher Frust für den hund dahinter steht, wenn man es dauernd benutzt und ihm keine ALternative gibt. Wir haben mit unserer Anwendung des „ähäh“ allerdings super Erfahrungen gemacht. ABER: Wir benutzen das nur als ersten Impuls, um dann den gewünschten Beehl zu sagen (manchmal muss man da ja kurz überlegen) und auch im Zusammenhang mit unerwünschtem Verhalten, welches wir auch bestrafen. Bsp: Der Hund will Holz klauen : „ähäh, komm hierher. Wenn er nicht kommt und sich wieder dem Holz zuwendet, wieder dasselbe etwas lauter und bestimmter (Ich sagte ja er reagiert stark auf Emotion) wenn er dann nicht hört, muss er raus aus dem Zimmer oder wahlweise in seine große Hundebox. Wir hatten auch schon probiert immer wieder zurückzurufen und zu verstärken. Konsequenz war, dass wir einen Hund hatten, den wir den ganzen Tag irgendwie betütelt haben. Ob positiv oder negativ war ihm egal. Hauptsache irgendwie Aufmerksamkeit. Diesen Kreislauf haben wir unterbrochen, indem er nicht mehr die Möglichkeit bekam sich mit unerwünschtem Verhalten selbst zu verstärken und wir ihn konsequent (zur Not in der Box) für eine gewisse Zeit am Tag unbeachtet gelassen haben.
Ich weiß, dass das jetzt total abgedriftet ist, aber ich bin sooooo stolz auf meinen Kleinen, dass er es verstanden hat. vorhin wollte er wieder klauen und hat es dann gelassen, wofür er die Aufmerksamkeit mit Bauchkraulen auf der Couch bekam. Dann hat er wieder etwas hochgedreht, war kurz in der Box und jetzt schläft er fein auf seiner Decke. Dafür gabs gerade ein feiner Hund it Ohr kraulen und Würstchen. Sheriff ist sooooo toll.
Manchmal muss man seinen STolz auf die Zwerge einfach loswerden 🙂
warum schaffst Du es nicht ohne mit ähäh zu hemmen? Weil das ist die Reaktion darauf: eine negative.
Das Signal, welches danach kommt müsste auch ohne ähäh greifen, wenn es richtig aufgebaut ist.
JEDES Signal ist ein Abbruchsignal.
„Und führt zu evtl. Strafe“
Schreib mal dazu ein paar Sätze?!
Oh – mein Rennflokati in einem Artikel .
Toll geschrieben und so wahr…wie viele Leute wissen, gar nicht, was für ein Seelchen ihr Hund ist und machen ihn regelmäßig zur Minna. Und, oh Wunder, er wird immer aggressiver etc ^^
Die Marotte mit dem Meckern beim Reinkommen hat er auch. Egal ob groß oder klein, Männlein aber heftiger als Weiblein (bei Erwachsenen).
Mittlerweile lege ich ihn immer, wenn Femdbesuch kommt in seine geliebte Box – mit nem Stück Ziemer o.ä. – und wenn er sich beruhigt hat (bei Nichtbeachtung seitens des Besuches ca. fünf Minuten) darf er heraus und ist dann auch völlig entspannt.
[…] 1 Mirjam Aulbach: Angst essen Seele auf Maureen Backman: Nothing else matters Regine Hochhäusler: Der unsichere Hund Dr. rer. nat. Christine Hutterer: Dynorphin: Angst kann man nicht ausradieren Patricia […]