Das Zauberwort macht den Hund wieder ansprechbar und hilft ihm aus der Erregung.
Hunde sollen gehorchen

Wenn Hunde nicht gehorchen, versuchen ihre Menschen oft sie mit Schreien, Stampfen, Brüllen, Leinenrucken, dem Werfen von Gegenständen usw. zum Gehorsam zu bringen.
Das ist unnötig. Es stresst den Hund, es stresst den Menschen und die Hund-Mensch-Beziehung wird darüber hinaus schwer belastet.
Das will doch niemand!
Die ganz entspannte Lösung
Setzen wir doch lieber ganz entspannt ein „Zauberwort“ ein, das dem Hund hilft, in aufregenden Situationen leichter mit uns zu kooperieren.
Als ich das erste Mal von der Konditionierten Entspannung (KE) hörte, mutete mich das seltsam an:
Der Hund soll sich auf Signal entspannen? Was soll das?! Wie soll das gehen? Und wozu überhaupt?
Alarm!

Ich beobachtete, in welchen Situationen mein Hund sich nicht so verhielt, wie ich das wollte. Ich erkannte, dass sie so stark erregt war (in unserem Fall war das meistens in hoch aggressiver Stimmung), dass sie nicht mehr klar denken konnte.
Sie konnte mich nur noch wahrnehmen, wenn ich mich vehement durchsetzte – und selbst das funktionierte oft nicht.
In solchen Situationen ist mein Hund körperlich bedingt gar nicht mehr in der Lage, meine Signale sofort umzusetzen. Ihr ganzer Organismus schreit Alarm! Das kann sie nicht steuern, sondern sie reagiert einfach.
Das ist ein automatisch ablaufendes Programm, denn in ängstigenden und bedrohlichen Situationen kann reflexives Verhalten das Leben retten!
Schlechtes „Training“
Wenn ich meinen Hund nun in einer belastetenden Situation bestrafen würde, könnte es zu Fehlverknüpfungen kommen.
Strafreize, die den Hund frustrieren, ihn schmerzen oder ängstigen, lassen außerdem das Erregungsniveau noch schneller und höher ansteigen.
Das ist kontraproduktiv und einfach nur sehr schlechtes „Training“.
Vertrauen

Ich will, dass mir mein Hund bedingungslos in jeder Situation vertrauen kann! Auch wenn ich ein Verhalten von ihr unterbreche, wenn ich ihr Grenzen setze. Ich will ihre Ansprechbarkeit gerade auch in aufregenden Situationen erhalten.
Entspannung für Mensch und Hund
Ich begann mich regelmässig mit meiner Malisha hinzusetzen. Wir übten zu Hause bewusst die Entspannung in reizarmer Umgebung.
Im entspannten Zustand sagte ich – bevor ich mit langsamen Streicheln und angenehmem Massieren weitermachte – mein Zauberwort „Easy“.
Was für mich vorerst seltsam wirkte, begann ich mehr und mehr zu schätzen. Nicht nur Malisha, sondern auch ich begann unsere Entspannungssequenzen im sonst so hektischen Alltag zu geniessen. Das tun wir heute noch – gemeinsam.
Nach und nach integrierte ich diese Musse-Einheiten auch in unsere Spaziergänge.
Mein Zauberwort im Einsatz
Eines Tages wollte Malisha gerade eine Katze jagen. Sie blieb zwar auf Signal gerade noch knapp stehen, war jedoch höchst angespannt und drohte gleich wieder loszurennen.
Da setzte ich mein Zauberwort ein und siehe da – wie vom Blitz getroffen?! – senkte sich ihre Rute leicht und sie konnte mit Leichtigkeit mein folgendes Signal „Sitz“ ausführen. Hach wie toll!
Einsatzvielfalt
Mittlerweile setze ich mein Zauberwort in den verschiedensten Situationen ein – nämlich immer dann, wenn Malishas Erregung so schnell ansteigt, dass ein Fehlverhalten oder ein „Nicht-Gehorchen“ zu erwarten ist:
- nach Ballspielen
- am Wild
- vor und während schwierigen Begegnungen
- in Situationen, welche sie ängstigen
- um ein hektisches Hundespiel zu verlangsamen usw.

Batterie aufladen
Das Zauberwort entlädt sich wie eine Batterie, wenn es regelmässig eingesetzt wird. Damit es seine Wirkung nicht verliert, muss das Entspannungswort immer wieder mit dem entspannten Zustand verknüpft werden.
Deshalb werden unsere Entspannungseinheiten heute routiniert in den Alltag integriert.
Ohne Stress und Hektik
Das Video zeigt eine Einsatzmöglichkeit des ausschliesslich wegweisend positiv aufgebauten Entspannungssignals „Easy“.
Der Verhaltensabbruch „Buddeln am Mäuseloch“ mit dem Entspannungswort ist nicht etwa durch Schmerz- oder Schreckreize verursacht oder „trainiert“, sondern zeigt die hervorragende Umsetzung des Trainings und die ausgezeichnete Wirkung des Signals in der konkreten Alltagssituation.
Durchdachtes Training
Ein Leben gänzlich ohne frustrierende Situationen ist nicht möglich. Ein Lebewesen kann und muss lernen, Frustration auszuhalten.
Wir können aber die planbaren Situationen und Trainingseinheiten so schonend und angenehm wie nur möglich gestalten.
Erregung versus Entspannung
Erregung – ob in freudiger Erwartung oder aufgrund einer stressigen oder ängstigenden Situation gehört zum Alltag eines jeden Hundes.
Wenn ich jedoch weiss, dass zu hohe Erregung zu Fehlverhalten führen kann, dann bin ich es meinem Hund schuldig, ihm zu helfen. Zumal ich auch noch für die zu hohe Erregung verantwortlich bin.
Mache ich das nicht, oder schlimmer noch, steigere ich die Erregung durch meinen eigenen Stress oder einen Strafreiz zusätzlich, so ist es einfach nur unfair vom Hund ein angepasstes Verhalten zu erwarten.
Toll, werde ich trainieren mit meinem Fuchs:-)
Konditonierte Entspannung haben wir in in eine Haltung „verpackt“, auf der Seite liegen, das brauchen wir vor allem bei Tierarztbesuchen immer mal wieder (letztens musste der Torax geröntgt werden, dazu war keine Sedierung notwendig, denn Coli lag vollkommen tiefenentspannt auch den Tisch und atmete auch ganz ruhig und langsam, so dass nur eine einzige Aufnahme gemacht werden musste), aber auch in anderen aufregenden Situationen kann es immer mal nützlich sein. Mittlerweile hat sich (mehr durch Zufall) ein beruhigendes, langgezogenes „Schschscht“ als Entspannungssignal ethabliert. Ich denke ich werde es nochmal bewusster in unser Training mit einbauen. Danke für den Artikel und die Erklärung zum Aufbau.
Super geschrieben Gaby von Känel! KE funktioniert auch super bei unseren 3 Rüden zuhause. Es gibt manchmal Momente ( gottlob immer weniger), da ist eine gewisse Spannung zu spüren. Früher habe ich so Situationen über Gehorsam versucht zu entschärfen. Es hat funktioniert oder eben nicht….. Wenn ich jetzt das KE Wort vor mich hin trällere, werden die 3 entspannt und gehen in ihre Betten. Nebeneffekt: auch ich bleibe dabei entspannter 😉
Danke Carmen Schweizer – freut mich, dass dir der Artikel gefällt 🙂
Carmen: “ Es hat funktioniert oder eben nicht….. “
Wunderbarer Artikel Gaby
Gaby von Känel mit Malisha, danke … muss das unbedingt vertiefen bzw. ordentlich aufbauen!